Reist man in den Süden Afrikas, dann ist Namibia eins der faszinierenden Länder, die man hier besuchen kann. Vor allem die hier lebenden Volksstämme sind durch ihre Sitten und Gebräuche ein interessantes Beispiel, wie Traditionen über viele Generationen immer weitergegeben wurden. Der Reisende wird immer wieder auf Riten und Bräuche treffen, die zeigen, dass die Völker Afrikas schon uralte Naturvölker sind und vielleicht sogar die ersten Bewohner dieser Erde, die sich zu Stämmen zusammenschlossen.
Liegen die Ursprünge der Damara auch vielleicht für immer im Dunkel der Frühzeit des Kontinents Afrika verborgen, so weiß man doch das sie wohl aufgrund ihrer Erscheinungsform eher Schwarzafrika zugeschrieben werden können. Die Damara, die sich als Nu-khoin bezeichnen, haben ihre dunkle Hautfarbe zum absoluten Schönheitsideal erkoren und scheinen eins der ältesten Völker im Süden Afrikas zu sein. Betrachtet man Kultur und Sprache dieses Volkes, dann scheinen sie ursprünglich zu den Khiosan-Völkern gehört zu haben, von denen sie sich aber im Aussehen wesentlich unterscheiden. Betrachtet man die Geschichte der hier lebenden Volksstämme, dann waren die Damara immer in einer unterlegenen Position. Erwähnt wurden die Damara vor allem in der Vergangenheit als sehr geschätzte Sklaven, da sie über vielfältige handwerkliche Fähigkeiten verfügten und als besonders fleißig galten. So waren sie den ankommenden Buren, die schon seit 1652 hier eine neue Heimat suchten, beim Aufbau der großen Farmen eine große Unterstützung und sie verhalfen mit ihren Fähigkeiten den ankommenden Europäer dazu, dass hier eine gut funktionierende Landwirtschaft entstand. Doch nicht die ankommenden Weißen machten die Damara zu Sklaven, andere Völker im Süden Afrikas zeigten sich schon Jahrhunderte früher als dominante Herrscher dieses Kontinents und Stämme wie die Nama und die Herero machten aus den ersten Bewohner des südlichen Afrikas willige Arbeiter und Sklaven. So ist es nicht verwunderlich, dass man weder von ausgedehnten Eroberungszügen der Damara je gehört hat, noch von großen Herrschern, die durch ihre Dominanz und ihren unerbittlichen Machtwillen je aufgefallen wären. Stattdessen werden schon in früheren Zeiten die Fähigkeiten der Damara gelobt, weil sie schon zu einem frühen Zeitpunkt die Schmiedekunst beherrschten. Doch ansonsten bleibt die Geschichte dieses Volkes eher im Verborgenen
Was schon die ersten Buren an den Damara lobten, dass zeigt sich auch bei den Damara der heutigen Zeit, die immer noch über besondere Fähigkeiten in der Landwirtschaft verfügen. So wurden unter schwersten Bedingungen von den Damara bei den Buren blühende Farmen errichtet und auch die Pflanzung von Tabakgärten war eine Kunst, die nur die Damara im Süden Afrikas beherrschten. Schon früh konnte dieses Volk Eisen und auch Kupfer schmelzen, was sie für das Schmieden frühzeitlicher Waffen für die Jagd nutzten. Die heutigen Damara verfügen aber nicht mehr über blühende Landschaften, denn sie haben sich in einem Teil des Landes Namibia angesiedelt, der zu den ärmsten und unfruchtbarsten Gegenden der Welt gehört. Jetzt leben die Damara in der Hauptsache von der Ziegenhaltung und -zucht, wobei man in Namibia nur noch sehr selten auf eine Ansiedlung dieses traditionsreichen Volkes trifft aufgrund der widrigen Lebensumstände in Namibia. Waren die Damara in der Frühzeit ein Volk, dass von der Jagd und von der Zucht von Rindern, Schafen und Ziegen lebte, so gingen im Laufe der langen Sklaverei doch viele dieser Fähigkeiten und kulturellen Eigenheiten für immer verloren. Besieht man sich die Gesellschaft der Damara so waren die Frauen hier immer die Eigentümer der so wichtigen Hütten, der Mann hingegen konnte sich nur das Anrecht auf einen Platz zum Schlafen sichern. Aus Fellen und Häuten fertigten die Damara immer die eigene Kleidung, wo die Frauen dieses Volkes diese Kleidung auch gerne mit Knochen und Perlen verschönerten. Gingen die Männer auf die Jagd, so waren die Frauen dazu auserkoren auf Wanderungen nach wichtigen Wildpflanzen Ausschau zu halten. Obwohl schon lange als sesshaft geltend, mussten die Menschen der Damara doch immer wieder lange Wanderungen machen, da so nur Tiere für die Jagd und wichtige Wildkräuter und -pflanzen gefunden werden konnten. Wichtigstes Ritual der Damara war immer wieder die Initiation der Jungen, wo die Jungen des Volkes mit einem Einführungsritual in die Gesellschaft der Männer aufgenommen wurden. Hierbei musste der junge Mann auf der Jagd sein erstes großes Tier erbeuten, um sich hier als Mann beweisen zu können. Bei den Damara wurden Ehen immer arrangiert, wobei der Vater als Vermittler der Kinder dafür sorgte, dass das Wohl des Clans bei der Wahl eines Partners immer im Vordergrund stand..
Betrachtet man die Gesellschaft der Damara, dann fallen die unterschiedlichen Clans auf und aus diesen Clans kamen seit Ende des 18. Jahrhunderts immer wieder die Führer des Damaravolkes. Als einer der letzten großen traditionellen Führer der Damara wurde für viele Jahre Justus Gaob ǁGaroëb gewählt, der sich auch später für die Wahl zum Präsidenten von Namibia nominieren ließ. War die Gesellschaft der Damara in früheren Zeiten durch die Jagd und das Sammeln, aber auch den Tauschhandel ein recht wohlhabendes Volk, so kam es ab 1830 zu einem Wandel der Gesellschaft. Durch den steigenden Einfluß der Europäer wechselten die Damara zur Viehzucht und hierdurch trat im Laufe der Zeit immer mehr eine Verarmung der einzelnen Clans ein. Letzten Zählungen zufolge haben die Damara einen Bevölkerungsanteil von 8 Prozent in Namibia und es soll noch 132000 Damara in diesem Land geben. Gab die Regierung auch in den letzten Jahren das Land der früheren Burenfarmen an die Damara zurück, so sind die früher herrschaftlichen Gebäude nur noch Ruinen und das Land ist lange schon überweidet. So erweist sich gerade das Land auf dem die Damara gesiedelt haben, zwar als wunderbare Naturlandschaft für viele Urlauber, aber die Damara sind ein entwurzeltes Volk, das in Armut leben muss.
Wer als Urlauber nach Namibia gereist ist, der sollte auch nach Twyfelfontein reisen, denn hier bietet sich die einmalige Gelegenheit in einem lebenden Museumdorf die Kultur und Lebensgewohnheiten der Damara zu besichtigen. Mal die Hütten der Damara direkt betrachten können und auch die innere Einrichtungen einer solchen Hütte sehen können, im lebenden Museum der Damara ist dies alles möglich. Jetzt kann man die traditionelle Zubereitung der Mahlzeiten der Damara erleben, aber auch die Fertigung der Kleidung wird hier eindrucksvoll vorgeführt. Natürlich dürfen auch die traditionsreichen Tänze der Damara nicht fehlen und alle kulturellen Besonderheiten werden dem Urlauber hier erklärt. Ist dies selbstverständlich für die Damara eine gute Einnahmequelle, so kann man aber auch sagen, dass hier ein Volk nach seinen Wurzeln sucht und sie auch wieder, wenn auch nur im Kleinen, zu finden scheint. Was die Sklaverei und die Buren zu zerstören drohten, kann jetzt wieder in das Leben der heutigen Damara mit eingeführt werden. Ein Leben, den kargen Möglichkeiten der Natur des Landes Namibia angepasst, kann wieder dazu führen, dass man mit den Traditionen der Vergangenheit den Weg in eine bessere Zukunft findet. Der Urlauber, der das lebende Museum der Damara besucht, der kann aber mit einem Andenken ein wunderbares Stück Kultur der Damara in seine Welt mitnehmen. Dies trägt vielleicht dazu bei, dass der reisende Mensch erkennt, dass gerade Afrika eine Welt ist, für die sich jede Unterstützung lohnt, damit die Menschen dieser Region und vor allem auch die Damara eine Zukunft haben.